„Sei klug und halte dich an Wunder"

5. Juni 2023 im Rahmen des „Festival der Philosophie", Hannover 2023
Textauswahl: Renate Müller De Paoli / Gitarre: Negin Habibi

„Sei klug und halte dich an Wunder“
Diese Worte stammen aus dem Gedicht Rezept von Mascha Kaléko und war das Motto des Abends mit Texten und Musik, den Convivio Mundi e.V. im Rahmen des „Festival der Philosophie Hannover“ 2023 im Künstlerhaus Hannover veranstaltete. Vor der Corona-Pandemie hatte die letzte Veranstaltung mit dem Titel „Ein Körnchen Wahrheit“ im Februar 2020 kurz vor dem ersten Lockdown stattgefunden. Ebenso lange war es her, dass das Festival der Philosophie mit zahlreichen Veranstaltungen zum letzten Mal in Präsenz in Hannover ausgerichtet werden konnte.

Das übergreifende Thema des diesjährigen Festivals war die spannende Frage: „Wo ist die Zeit?“ und Convivio mundi e.V. war eingeladen, einen Abend zu diesem Thema zu gestalten.
Allem voran: Es war gelungen! Mitglieder von Convivio mundi e.V. – unterstützt von Hilal Al Fahad, der in arabischer Sprache und Leo Lestingi, der in italienischer Sprache vortrug, präsentierten eine interessante Mischung zum Thema Zeit.

Es begann mit Wilhelm Busch und ging von Heine (Aus dem Buch der Lieder) Mein Kind, wir waren Kinder über Friedrich Rückert Ich bin der Welt abhanden gekommen zu Guiseppe Leopardi L’infinito, in italienischer Sprache und in Rilkes deutscher Übersetzung zu Gehör gebracht von Leo Lestingi und Renate Müller De Paoli. Zwischen diesen etwas schwebenden Texten wurden die Hörer mit der Lederhosensaga von Börries von Münchhausen, einem lustigen Gedicht von Russell Hoban Nicht mein Tag oder dem Songtext von Gerhard Schöne Ganz einfach wieder geerdet.

Momente der Veranstaltung

Zu den Bildern

Im zweiten Teil wurde es insofern ernst, als sich Texte mit dem Vergehen des eigenen Lebens Ein alter Mann von Konstatin Kavafis, der Relativität der Zeit Die Zeit steht still von Mascha Kaléko auseinandersetzten. Die drei Gedichte von Giuseppe Ungaretti – Landstreicher, Warum?, Soldaten – direkt im Erleben des Ersten Weltkrieges 1916 und 1918 verfasst – wurden sehr eindrücklich in italienischer Sprache und in der deutschen Übersetzung von Ingeborg Bachmann vorgetragen. Deren eigenes Gedicht Herbstmanöver spricht diese Worte:

„Im Keller des Herzens, schlaflos,

finde ich mich wieder auf der Spreu des Hohns,

im Herbstmanöver der Zeit."

Ein Höhepunkt des Abends war sicherlich das in arabischer (Hilal Al Fahad) und deutscher Sprache vorgetragene Gedicht von Fuad Rifka mit dem Titel Hiroshima. Rifka, ein syrisch-libanesischer Dichter und Denker, lässt Gott unter einem Ölbaum ruhen, den er Hiroshima nennt. Nach den Taten seiner Schöpfung „alles war gut“ will Gott unter dem Ölbaum ausruhen, als der Atompilz aufsteigt:
„Staub löscht die Gesichter.“

Nach Rezept von Mascha Kaléko ergriffen drei afrikanische Dichter das Wort:Patricia Schonstein-Pinnock aus Südafrika mit Samstag in Afrika , Mbella Sonne Dipoko aus Kamerum mit Versprechen:

„Zeit die Furchen zu hacken

Zeit zu pflanzen

und Hoffen auf all die Ernte

für alle"

und Bernard Binlin Dadié von der Elfenbeinküste mit Die Welt, die geboren wurde.

Zum Abschluss - Friedrich Schiller und seine Sprüche des Konfuzius, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sowie Länge, Breite und Tiefe – Maß der Zeit und Maß des Raumes – behandeln, und mit dem erstaunlichen Satz schließen: „Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.“

Weitere Sprecher und Sprecherinnen waren: Anna Jäger, Birgit Brenner, Volkert Brenner, Steffen Brosig und Andreas Richter.

Die expressionistische Musik der beiden Komponisten Heitor Villa-Lobos und Agustin Barrios für virtuose Konzertgitarre – wunderbar gespielt von Negin Habibi – verbanden sich mit ihren eruptiven und lyrischen Elementen mit den Texten. Sie gaben nicht nur Raum fürs Nachdenken über die soeben gehörten Zeilen. Sie vertieften dieses Dazwischen in besonderer Weise.
Ein voller Saal ist eine gute Voraussetzung für eine gute Veranstaltung. Viel Applaus und zahlreiche Gespräche über das soeben Gehörte sowie Dank für den gehaltvollen Abend rundeten die Veranstaltung ab.

Unser Dank gilt den Veranstaltern des Festival der Philosophie: Peter Nickl, Assunta Verrone und Peter M. Steiner.


Geschrieben von Birgit Brenner
Samstag, 10. Juni 2023

"Sei klug und halte dich an Wunder"

Diese Worte stammen aus dem Gedicht Rezept von Mascha Kaléko und war das Motto des Abends mit Texten und Musik, den Convivio Mundi e.V. im Rahmen des "Festival der Philosophie Hannover" 2023 im Künstlerhaus Hannover veranstaltete.

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