Ein Perspektivwechsel
In Deutschland wird inzwischen bei einschneidenden Veränderungen oft reflexartig auf den Einfluss und die Macht der sozialen Medien wie TikTok, Instagram und Co. verwiesen. Von den einen begeistert umjubelt und süchtig konsumiert, von anderen verflucht und ohnmächtig abgelehnt, scheinen die sozialen Medien und Netzwerke mit rasanter Geschwindigkeit und scheinbar unaufhaltsam Althergebrachtes und Gewohntes in Frage zu stellen, ja sogar unsere demokratischen Strukturen ins Wanken zu bringen. Doch wie steht es in diesem Prozess eigentlich um das selbstverantwortliche Entscheiden und Handeln eines jeden Einzelnen? In dem Buch „Die gelbe Katze – Auf dem Weg zum Instagram-Star“, herausgegeben von der Lebenshilfe Berlin im Rahmen des Projektes Einfache Sprache, lädt die Autorin Cordula Schürmann, selbst ein Mensch mit Beeinträchtigung, zu einem hilfreichen Perspektivwechsel ein: Ihre kluge Katze Rosie lässt uns mit ihren Katzenaugen in den Spiegel blicken.
Cordula Schürmann ist Reporterin bei der Lebenshilfe Berlin. Sie schreibt regelmäßig Texte für den Blog „Einfach Alles“, erstellt Filme und Podcasts. Sie lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft in Berlin und liebt Katzen. Während der Corona-Zeit begann sie ein Tagebuch aus der Sicht ihrer Katze Rosie zu schreiben. Aus „Rosies Tagebuch“ entwickelte Schürmann, unterstützt von der Berliner Autorin Alexandra Lüthen das Buch „Die gelbe Katze – Auf dem Weg zum Instagram-Star“ – fantastisch illustriert von David Rosemann. Auch Rosemann ist Reporter bei der Lebenshilfe Berlin und schreibt für den Blog „Einfach Alles“. Vorgestellt wurde das Buch auf der Leipziger Buchmesse 2024.
In dieser erfrischenden und leichtfüßigen Geschichte in einfacher Sprache und kurzen Kapiteln erzählt Katze Rosie von ihrem Leben zusammen mit drei Menschen in einer betreuten Wohngemeinschaft. Zum Schrecken und Ärger von Rosie kommt auch noch Teddy, der Hund des Betreuers dazu, der ständig mit ihr anbandeln möchte. Mit großem Erstaunen und viel Humor nimmt das Kätzchen Gewohnheiten, Wünsche und Ziele der Bewohner und Betreuer wahr und sucht zu verstehen, wie diese Menschen eigentlich ticken. So plant ihre Besitzerin, genannt „Frauchen“, mit niedlichen Fotos und Videos von Rosie auf Instagram eine erfolgreiche Influencerin zu werden. „Ich habe für Rosie einen Account bei Instagram gemacht. (…) Ich kann damit Geld verdienen und Firmen schicken mir Katzenfutter umsonst.“ Doch Rosie ist kamerascheu und flieht stets vor ihrem Handy. Ebenso folgt Frauchen im Kapitel „Frauchen vor dem Spiegel“ offensichtlich einem bestimmten Schönheitsideal: „Dafür bin ich einfach zu dick. Also kommt es auch in den Sack. (…) Sicher, ich bin eine Katze und habe mit den Dingen nichts am Hut. Meine Kleidung ist mein Fell, schwarz und weiß. Das ist flauschig und hält mich warm. Das Aussehen eines Menschen ist mir eigentlich egal, Hauptsache sie behandeln mich gut. Und geben mir Liebe. (…) Egal was mein Frauchen gerade an ihrem Körper trägt, für mich ist sie eine wunderschöne Person. Sie hat mich lieb und nur das ist für mich wichtig.“
Mehr sei hier über weitere Kapitel wie „Der Gamer und sein Amazon“, „Die Tierärztin“, „Sport sofort“, „Weihnachtsfieber“, „Innendesign“ oder „Follower“
nicht verraten, ebenso sei nicht verraten, wie aus Katze Rosie „Die gelbe Katze“ wird.
Cordula Schürmann signiert ihr Buch am Stand der Lebenshilfe Berlin auf der Leipziger Buchmesse 2024. Foto: Matthias Heinzmann
Leserinnen und Leser, die gerne einfache, kurze Sätze und Texte lesen, werden mit diesem kurzweiligen Buch „Die gelbe Katze – Auf dem Weg zum Instagram-Star“ ihren Spaß haben. Inzwischen auch als Hörbuch erhältlich. Herausgeber ist die Lebenshilfe Berlin im Projekt „Einfache Sprache“, ein bemerkenswertes, erstaunliches Projekt. Zu oft wird leider nach wie vor in Deutschland vergessen, dass immer noch 7,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben können, aber Probleme haben, zusammenhängende kürzere Texte zu verstehen. Immer noch ist also jeder siebte Erwachsene in Deutschland funktionaler Analphabet, und das in einem der wirtschaftlich stärksten Länder Europas.
Das Buch kann bei der Lebenshilfe Berlin unter YnVjaEBsZWJlbnNoaWxmZS1iZXJsaW4uZGU=@invalid bestellt werden.
Hier schreibt Cordula Schürmann über das neue Hörbuch:
https://www.lebenshilfe-berlin.de/leichte-sprache/einfach-hoeren/posts/Die-gelbe-Katze-jetzt-als-Hoerbuch.php